21.12.13 (3)
Mir ist nicht nach Bier, also lehne ich
ab. Er lässt nicht locker: „Komm, das ist ein besonderer Anlass,
wer weiß, ob wir uns nochmal wiedertreffen.“ Es fällt mir schwer,
seine Einladung abzuweisen, trotzdem verneine ich. „Ok, ok, also
ich respektier das. Klar. Aber du bist so ein kontrollierter Typ,
vielleicht musst du dich mal lockerer machen.“ Ich muss wieder
grinsen. Die Kellnerin bringt mir eine Apfelschorle.
Er nimmt den letzten Schluck aus seinem
Glas und wird plötzlich ernst. Seine Stirnfalte tritt jetzt noch
deutlicher hervor. „Ich hab ne kleine Tochter, weißt Du, gerade
zur Welt gekommen und mir jetzt n kleines Haus in Berlin gekauft.
Hätte ich nicht gedacht, dass ich das meinen Kindern und meiner Frau
mal bieten kann.“ Er blickt melancholisch zu Boden, mit den Fingern
trommelt er auf dem leere Glas. Dann klingelt sein Telefon. „Ja,
hallo? Ach Du bists... Nee Mutti, bin gerade im Zug... ja.. zum
Dreh... ja... nee, is schlecht jetzt...“ Er legt auf, streckt mir
wieder das gesprungene Display entgegen. „Das hier ist meine Tochter.
Und das ist mein Haus.“ Ein ziemlich normales Reihenhaus mit rotem Ziegeldach. Der melancholische Ausdruck weicht nicht
von seinem Gesicht.
Ich spüre, wie der Zug sich verlangsamt. Der Schaffner
macht seine Durchsage. „Musst Du hier auch raus?“ „Ja.“ „Dann
steigen wir hier zusammen aus.“ Er packt das Drehbuch in die
Reisetasche, bezahlt die Rechnung bei der Kellnerin. „Hast Du noch
Münzen für Trinkgeld? Ich hab nur noch n Fuffi.“ Ich lache kurz
auf und lege zwei Münzen auf die weiße Tischdecke.
Der Zug hält an, die Türen öffnen
sich, wir steigen aus. Er klopft mir zum Abschied auf die Schulter.
„Pass gut auf Dich auf, wa?“ Ich muss ein letztes Mal grinsen.
Dann verschwindet er in der Menschenmenge.