21.10.15 (1)
Ich steige aus der
U-Bahn an der Mohrenstraße, die Treppen rauf am Eingang streckt mir
ein preussischer Feldmarschall seinen bronzenen Arsch entgegen. Teil
eines erstarrten Balletts rund um den Zietenplatz, bestehend aus
lauter preussischen Feldmarschallen und Generälen. Dazwischen einige verblühte
Rosenbeete. Ich gehe ein Bisschen umher, setze mich auf eine der
Bänke, lese die Infotafel für Touristen. Dann blicke ich die
Seitenstraße herunter, stehe auf und gehe geradeaus. Rechter Hand
stoße ich auf das Bundesministerium für Arbeit und Soziales,
ehemals Reichspropagandaministerium, Nahles sitzt nun also bei
Goebbels. Ich kratze mich am Hinterkopf. Über dem Eingang ein großes
Plakat, das zu einer Ausstellung einlädt: deutsche Sozialgeschichte von Anfang bis heute. “Da gehe ich doch rein!”
denke ich mir und steuere stracks auf den Türsteher zu. Er schwenkt
gelangweilt seine Ausweiskarte am Bändel. “Entschuldigen Sie, kann
ich in diese Ausstellung rein?” Er freut sich, dass überhaupt mal
jemand hier vorbeikommt und strahlt mir entgegen: “Aber natürlich!”
Der Türsummer summt und ich bin drin, im
Reichspropagandaministerium, hübsch renoviert, der überdachte
Innenhof sieht noch immer etwas nach alten Kadern aus.
In der Ausstellung
bin ich allein. Keine einzige Sterbensseele außer mir. Sie besteht
auch nur aus aufgestellten Infotafeln, im Kreis gruppiert und ist
langweilig. Eigentlich hätte ich gerne das Ministerium von innen
gesehen, aber die anderen Türen sind für Besucher geschlossen. Nach
einigen Pflichtminuten im Ausstellungsraum, gehe ich wieder. Es
warten noch andere interessante Gebäude in unmittelbarer Umgebung
auf mich...
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