18.5.13
Es regnet.
Zeigt Berlin bei Regen sein wahres Gesicht? Ist es bei Sonne nur ein
Traum, eine Illusion? Ich kenne keine Stadt, die ihr Gesicht mit dem
Wetter so stark verändert, wie Berlin: Bei Sonne ein Paradies auf
Erden, bei Regen ein graues Gefängnis. Woran liegt es? Vermutlich
ist es der Himmel über Berlin. Er ist sprichwörtlich. Bei Sonne
weit und frei, fast unendlich. Bei Regen plötzlich ganz nah und
drohend. Dann scheint er die Stadt und seine Bewohner zu erdrücken,
eine graue, undurchdringliche Wand, die alles unter sich begräbt.
Ich sitze
unter der Markise eines Kreuzberger Straßencafés und schaue hinaus
in die graue, feuchte Regenluft. Eine Lärmdemo soll eigentlich noch
vorbeikommen, gegen steigende Mieten. Aber sie kommt nicht.
Vielleicht hat sie sich bei diesem Wetter vorzeitig aufgelöst. Nur
das Spalier der Polizeiautos rollt mit Blaulicht vorbei.
Der Regen
lässt schließlich nach. Ich stehe auf und verlasse das Café. Aus
den Bäumen rieseln noch dicke Tropfen. Die Wolken beginnen
tatsächlich sich aufzulösen. Morgen soll die Sonne scheinen, sagt
der Wetterbericht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen