24.7.10
(2)
Berlins verschwenderische Weite ist manchmal ein Fluch.
Berlins verschwenderische Weite ist manchmal ein Fluch.
Ich
suche die Lahnstraße und kann sie nicht finden. Jetzt habe ich schon
drei Mal auf den Stadtplan geschaut – da ist sie groß und breit
und nicht zu übersehen, aber im realen Berlin scheint sie nicht zu
existieren. Ein Fehlschluss, der mir als typischem Berlin-Anfänger
passiert: ich unterschätze die Entfernungen. Was auf dem Plan kurz
aussieht, ist in Wahrheit lang. Sehr lang. Denn Berlin hat viel
Platz, es ist riesig und auch die Distanzen sind riesig. Meistens ist
es keine gute Idee hier zu Fuß zu gehen.
Was
ich außerdem übersehen habe, ist, dass die Lahnstraße, bevor sie
die Karl-Marx-Straße kreuzt, Silbersteinstraße heißt und das heißt
sie sehr lange. Also laufe ich. Ich hätte eigentlich eine Station
weiter fahren, nein eigentlich eine andere Linie nehmen, vorher am
Hermannplatz umsteigen sollen, aber dann wäre es nix mehr gewesen
mit Kurzstrecke.
Ich
habe Hunger und miese Laune. Endlich: die Lahnstraße. Aber sie ist
überhaupt nicht groß und breit, und wie eine Hauptstraße, als
solche im Plan deklariert, sieht sie schon garnicht aus. Jetzt muss
ich sie auch noch bis zum Ende durchlatschen. Endlich erreiche ich
das Geschäft, sie haben sogar was ich suche, aber ich habe kein
Auto, es zu transportieren. Ich muss am nächsten Tag nochmal
wiederkommen.
Auf
dem Rückweg mache ich an einem Backshop halt. Eigentlich möchte
ich nur ein Schokoladencroissant, nehme aber dann doch eine
Tomatentasche und zwei Spritzkuchen. "Soll ichs ihnen
warmmachen?" Ich bin verblüfft über die Freundlichkeit der
Verkäuferin. "Ja, gerne." "Zum Mitnhemen?" "Ja,
vielen Dank." "Tschüsi". Im Laufen esse ich die warme
Tomatentasche, die beiden Spritzkuchen hebe ich mir für zuhause auf.
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